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Gilf – Ort und Wort

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Ansichtskarte: „Partie bei Café Gilf in Meran“
Die Gilfanlage mit dem Gilfcafè. Schon 1884 hatte Otto Kaufmann den Wiesengrund beim Steinernen Steg gekauft, um hier ein Kaffeehaus zu errichten.
Bildnachweis: Privatbesitz

Die meisten Promenaden und Parkanlagen im Kurort Meran haben im Laufe der Zeit ihren Namen oft geändert. Nicht so die Gilf.  

Vielleicht, weil sie ihre Bezeichnung aus ihrer Lage und Charakteristik herleitet. „Gilf“ kommt von „gula“, was so viel wie Schlund bedeutet, die Schlucht mit tosendem Wasser übt eine Sogwirkung aus und hat etwas Faszinierendes und Bedrohliches zugleich. Immer wieder gab es Kritik an der Benennung: „Die Gilfanlage mag eine Berechtigung ihres Namens aus den Zeiten ihres Urzustandes ableiten, aber unsere herrlichste Anlage Merans verdient einen schöneren klangvollen Titel.“
Der treffende Name Gilf hat immer noch Bestand.  

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„Foto mit Bank“
Der Künstler Marco Nereo Rotelli brannte Verse von DichterInnen in die hölzernen Rückenlehnen von Parkbänken. Diese Aktion verlieh der Gilfanlage den Namen „Promenade der Poesie“.
Bildnachweis: Damian Pertoll

Dichtende und Denkende promenierten früher und wandeln auch heute noch durch die Gilf. Der Schriftsteller Carl Schönherr schrieb 1890: „Jetzt thut sich die Gilfanlage vor meinem staunenden Auge auf. (…) Gut gehaltene Wege mit Eisengeländern, Felsgestein, an dem sich Epheu und Rosmarin emporranken, eine Thalschlucht mit einem tobenden Bach, (…) Die Passer rauscht wirklich in der Schlucht, der Rosmarin duftet, die Sonne wärmt, die Leute gehen, plaudern und lachen, und ein leiser Windhauch spielt um die dunklen Cypressen. (…)

Es ist, als ob sich ein orientalischer Garten mit all‘ seinem Zauber (…) festgesetzt hätte. Die fremdartigsten Pflanzen gedeihen da, sorgsam gepflegt und bewacht von kundiger Hand; zu höchst an die Felsen hinauf haben sich Fächerpalmen und Agaven heimisch gemacht, und immer noch suchen rührige, nimmermüde Arme unter bedeutenden Kosten dem kahlen Felsgestein mehr Boden abzugewinnen. (…) Hoch oben über der Gilfanlage träumt die Zenoburg von alten, längst vergangenen Zeiten.“

Seit 1997 trägt die Gilfanlage auch den Namen „Promenade der Poesie“. Das Projekt mit Parkbänken wurde von dem Künstler Marco Nereo Rotelli, mit Unterstützung der Stadtbibliothek, initiiert und von der Bürgermeisterin Claudia Chistè mitgetragen. Rotelli brannte Verse von DichterInnen in die hölzernen Rückenlehnen von Parkbänken.

7
Der Burggräfler, 13.09.1893, S. 3.
8
Schönherr, Carl, Skizzenbilder aus Meran-Mais aus Der Kurort Meran-Mais, Illustrierter Führer für Kurgäste,
Würzburg, Wien, 1890, S. 22-23.

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Meran im Morgenroth der Zukunft