Die Entstehung der Promenaden
mutig und spektakulär
Die Rahmenbedingungen für ausgedehnte Wege und Parkanlagen, die für das Ziel einer künftigen Kurstadt von internationalem Ruf für angemessen erachtet wurden, waren in Meran denkbar schlecht. Die Stadt lag eingezwängt zwischen Küchelberg und Passer, es fehlte an lukrativen Erweiterungsmöglichkeiten, die Uferbereiche entlang des Wildbaches waren unattraktiv, außerdem Überschwemmungsgebiet und in vielen Abschnitten von geringer Breite. Die Entscheidung, die Promenaden und Grünräume an der Uferzone entlang der Passer zu errichten, war mutig und spektakulär. Über Jahrhunderte waren die Uferbereiche und das angrenzende Areal immer wieder überschwemmt worden, die Brücken und die hölzernen Begrenzungen, die sogenannten Archen, wurden oft fortgerissen und mussten neu gebaut werden. Nach dem Hochwasser des Jahres 1817 mit beträchtlichen Schäden2 begann man mit der beidseitigen, durchgängigen Befestigung mit Steinmauern, davor hatte es diese nur in einzelnen Abschnitten gegeben. Die Befestigung über die gesamte Länge des Ufers mit Steinmauern dauerte Jahrzehnte, erst in den 1880er-Jahren wurden diese Maßnahmen bachabwärts im Zusammenhang mit der Bahnlinie nach Bozen abgeschlossen.

Bildnachweis: Palais Mamming Museum
Die technische Notwendigkeit der Uferbefestigung hatte ebene Flächen am Wasser hervorgebracht, die nun für die Anlage von Wegen und Grünräumen gestaltet und mit dem Stadtraum in Beziehung gesetzt wurden.
Um dieses Ziel zu verwirklichen, brauchte es jahrelange Anstrengung und eine unverdrossene Tätigkeit, um alle Hemmnisse zu bewältigen. Mühsam mussten Grund und Boden für die Anlagen und Wege stückweise erworben werden.3

Bildnachweis: Privatbesitz
Nachdem die Voraussetzungen geschaffen waren, entstanden in rascher zeitlicher Abfolge die Anlagen für den Kurbetrieb, wie sie heute noch zu finden sind. Die vier Typen von Promenaden, die schließlich entlang der Passer angelegt wurden, unterscheiden sich untereinander in ihrer Beziehung zur gebauten Umgebung, Natur und Hanglage. Im Ergebnis bilden sie jedoch einen zusammenhängenden Grünraum. Die Kurpromenade, als gepflegte Flaniermeile in unmittelbarer Nähe des Kurhauses angelegt, erstreckt sich zwischen Postbrücke und Theaterbrücke und wurde 1887 weiter nach Westen bis zur Bahnlinie Bozen-Meran verlängert. Für die Gestaltung und Ausrichtung der Winteranlage (1854 – 1890) und der Sommerpromenade (1860 – 1866), auf beiden Uferseiten und nordwärts der Postbrücke, die schattige beziehungsweise kältegeschützte Plätze bieten müssen, waren die jahreszeitlichen Verhältnisse ausschlaggebend. Die nordwärts anschließende Gilfpromenade (1871 – 1887) kontrastiert mit subtropischer und mediterraner Bepflanzung und in Serpentinen geführten Wegen.
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Franz Putz: der Schöpfer der Promenaden